Ein Schelm, der sich etwas dabei denkt…
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Bewundernswert, was deutsche Unternehmer in solchen Krisenzeiten, wie wir sie gerade erleben, alles schaffen! Der pure Wahnsinn... Für den 1. Dezember verspricht die Deutsche ReGas GmbH & Co. KGaA in Lubmin das erste LNG
bei (s)einer FRSU anliefern, dort zu regasifizieren und dann in Pipelines von Gascade nach Deutschland schicken. Die ganze Welt hechelt nach LNG | Erdgas. Die Preise klettern ins Unermeßliche. LNG-Schiffsladungen werden noch auf der Fahrt in den Zielhafen versteigert und umgeleitet. In den USA ist gerade die größte LNG-Fabrik "in die Luft geflogen". Qatar ist auf Jahre ausgebucht, wie unser Herr Habeck lernen musste. Die großen LNG-Abnehmer sind China, Japan und Korea. Macht nix, die anderen wollen, wir kriegen LNG nach Lubmin. Ehrlich gesagt, liegt Lubmin auch in Deutschland am A... der Welt. Aber es hat dort einen wunderbaren Strand und drei Pipelines: Die ankommenden North Stream 1 und North Stream 2 und die abführende von Gascade. Letztere ist wichtiger. Wir sprechen übrigens vom 1.12.2022, nicht von irgendeinem der Folgejahre! Die Deutsche ReGas GmbH & Co. KgaA ist im Registergericht eingetragen, und es gibt eine Website mit einer Pressemeldung – sonst nix. Aber das muss nicht verwundern, die Jungs von ReGas haben sicherlich genug anderes zu tun, als sich um PR zu kümmern.
Auf der Website wird ausführlich (?) erläutert: „Die Deutsche ReGas initiiert, entwickelt und betreibt die Sicherung der Energieversorgung und der Versorgungsinfrastruktur und führt verschiedene Energiesektoren zusammen. Unsere individuellen Konzepte, abgestimmt auf die lokalen Verhältnisse und Bedürfnisse, erlauben optimale Lösungen für eine Vielzahl von Standorten. Der Fokus unserer Arbeit richtet sich insbesondere auf LNG (Liquid Natural Gas) und dessen Einspeisung in vorhandene Netzinfrastrukturen zur Sicherung des Energiebedarfs.“
Ja, äh, und...? In der Pressemitteilung heißt es dann:
„…bereits ab Dezember Flüssigerdgas über Lubmin anlanden. … Bereits Anfang Dezember könnten die ersten LNG-Lieferungen in die ostdeutschen Netze fließen.
… 100 Millionen Euro Eigenkapital besorgen... Damit gelingt es ..., eines von weltweit nur 48 FSRU-Schiffen zu optionieren. Auch Vorverträge mit Gas-Lieferanten für LNG vom Weltmarkt seien bereits geschlossen.
Mit kleinen Shuttle-LNG-Schiffen soll die Fracht, die der große Tanker mit sich führt, einige Kilometer vor der Küste erst entladen und dann in den Hafen zu dem FSRU-Schiff gebracht werden. Drei solcher Shuttle-Schiffe, die 5.000 bis 10.000 Kubikmeter LNG transportieren können, hat die
Deutsche Regas … gechartert."
Sie mögen mich jetzt für pennschieterig halten: Aber da steht ganz dezidiert: "4,5 Milliarden Kubikmeter LNG"
Weiterhin heißt es in der Pressemitteilung:
"Wir
… haben das Schiff,
… haben das LNG
… Shuttle-Schiffe
… sind uns mit dem Hafen einig…, dass bereits zum ersten Dezember 2022 Gas in Lubmin ankommt.
Zahlreiche umwelt-, wasserschutz- und gefahrenschutzrechtliche Genehmigungen stehen noch aus.“
Supi, Putin kann uns mal kreuzweise! Die Deutsche Regas hat alles
- LNG (4,5 Milliarden m³)
- Shuttle-Schiffe
- FRSU
- Hafen
Naja, fast alles, einige Petitessen fehlen noch:
- Ein Büro und Arbeitsplätze für 320 Mitarbeiter
- 320 Mitarbeiter
- LNG-Carrier, mit dem das LNG über die Weltmeere transportiert wird
- Landanlagen für das FRSU in Lubmin: Anschlüsse an die Pipelines, Landstrom für das FSRU, Brauchwasser etc.
- Alle Genehmigungen, die man so braucht.
Wenn man am 28. Juni in Lubmin am Hafen steht – wie ich –, dann beschleicht ein so ein komisches Gefühl. Am 1. Dezember soll das Einspeisen des Gases in die Pipelines beginnen. Da würde ich jetzt unglaubliches Gewurle von Hunderten von Bauarbeitern und Monteuren erwarten. Nicht ein einziger ist zu sehen. Ich würde auch Haufenweise Material erwarten, das dort herumliegt und nur darauf wartet verbaut zu werden. Nix da. Nicht einmal eine Bautafel ist zu sehen.
Das Einzige, was am 28.6.22 auf die Deutsche ReGas GmbH & Co. KgaA verweist, ist eine Visitenkarte am Briefkasten des Hafenmeisters (mit Tesafilm angeklebt).
Ach so, was ist ein "FRSU"? Ein Spezialschiff, auf dem das -160°C kalte LNG mit sehr viel Seewasser auf Raumtemperatur angewärmt wird. Um diese Art Schiffe reißt sich zurzeit die ganze (Gas- | LNG-) Welt. Dieses für Lubmin muss besonders klein sein, denn ein großes (300 Meter mal 50 Meter) passt nicht in den Hafen. So ein kleines FRSU, das in den Hafen von Lubmin paßt, zu chartern, kostete schon 2018 ca. 40.000 $ pro Tag - ohne Mannschaft und ohne Betriebskosten. Heute? Viel mehr!
Ach so, das zum Anwärmen des LNG verwendete Seewasser aus dem Hafen wird rd. 10°C kälter wieder ins Hafenbecken gepumpt als es entnommen wurde. Hoffentlich werden das keine kalten Winter in Lubmin, sonst friert denen der Hafen zu. Es gibt auch geschlossene Kreisläufe, aber die sind richtig teuer...
Ach so, 4,5 Milliarden m³ LNG ist verdammt viel. Der größte LNG-Tanker der Welt fasst keine 250.000 m³. Das wären dann „über den Daumen“ 18.000 Ladungen im Jahr oder fast 50 Schiffe pro Tag, wahrscheinlich eher 70 pro Tag, denn von der 250.000 m³-Klasse gibt es nicht einmal eine Handvoll. Unwahrscheinlich, sehr unwahrscheinlich! Wahrscheinlich meinen die beiden Chefs (Untergebene gibt es nicht) 4,5 Milliarden m³ Gas. Das passt schon eher. Aber so eine Verwechselung darf einer Spezialfirma nicht passieren. Erklärt sich wahrscheinlich dadurch, dass die beiden Chefs noch nie mit LNG zu tun hatten. Laut älterer Handelsregistereintragungen befassten sie sich bisher mit der Verwaltung von Vermögen und Immobilien. Dann auch mit Pharmazeutika. Aber nie mit LNG. Das steht auch erst seit Mai im Handelsregister.
Ach so, 4,5 Milliarden m³ Gas kosten heute am Spotmarkt zwischen 3 und 4,5 Milliarden Euro. Ich sage das nur einmal so dahin, weil die Summe doch recht beeindruckend ist. Aber viele Leute machen Termingeschäfte, manche verdienen sogar dabei…
Ach so, 100 Millionen Euro Eigenkapital besorgen sie, sagen sie. Das steht nicht: Haben sie schon besorgt. „Besorgen sie“ kann auch bedeuten, wollen sie besorgen. Glauben Sie mir, ich habe das persönlich miterlebt: 100 Millionen Euro sind von Investoren sehr schwer zu bekommen, sehr schwer. Da braucht es schon eine verdammt geile Geschichte.
Mag ja alles so kommen wie besprochen, mag sein, hoffen wir es, damit sonst nicht Putin eines kalten Wintertages zu uns sagt, Ihr könnt mich mal kreuzweise. Das wäre dumm und vermutlich kalt.
Deutsche ReGas ist eine GmbH & Co. KgaA. Geschäftsführer: Ingo Wagner
Persönlich haftende Gesellschafterin ist die WCP Deutschland GmbH. Geschäftsführer: Ingo Wagner
HRB 21927: Deutsche ReGas GmbH & Co. KGaA, Lubmin, Am Hafen 10, 17509 Lubmin. Kommanditgesellschaft auf Aktien. Satzung vom 11.04.2022.
Geschäftsanschrift: Am Hafen 10, 17509 Lubmin.
Als Gegenstand des Unternehmens ist im Handelregister eingetragen
- Planung, Projektierung, Errichtung,
- Unterhaltung und der Betrieb von Regasifizierungsanlagen für Flüssigerdgas (Liquid Natural Gas), flüssigem Wasserstoff bzw. Produkten auf der Basis von Wasserstoff
- und der Absatz und die Vermarktung der gewonnenen Energie in Form von Strom, Gas und Wärme, insbesondere die Einspeisung der daraus jeweils entstehenden Energieträger in selbst oder durch Dritte betriebene Versorgungsnetze in Deutschland und der deutschland- und europaweite Vertrieb dieser Energieträger,
jeweils einschließlich aller damit im Zusammenhang stehenden Tätigkeiten.“
Das Grundkapital ist mit 100.000,00 EUR angegeben.
HRB 743472: WCP Deutschland GmbH
Gegenstand des Unternehmens ist
- die Verwaltung eigenen Vermögens (insbesondere der Erwerb, die Verwaltung und die Veräußerung von Grundbesitz und/oder Beteiligungen an anderen Unternehmen) im eigenen Namen auf eigene Rechnung und nicht für Dritte, jeweils mit Ausnahme von erlaubnispflichtigen Geschäften nach dem KWG,
- die Planung, Projektierung, Errichtung und Unterhaltung von Energie-Infrastruktur sowie Anlagen zur Nutzung regenerativer Energien, insbesondere Windkraft- und Photovoltaikanlagen,
- der Absatz und Vermarktung der gewonnenen Energie in Form von Strom, Gas und Wärme und
- die Versorgung mit Strom, Gas und Wärme.
Geschäftsführer: Wagner, Ingo, Seattle / Vereinigte Staaten, *06.08.1970
Interessant ist, was früher als Gegenstand des Unternehmens im Handelsregister eingetragen war
- Die Verwaltung eigenen Vermögens (insbesondere der Erwerb,
- die Verwaltung und die Veräußerung von Grundbesitz und/oder Beteiligungen an anderen Unternehmen) im eigenen Namen auf eigene Rechnung und nicht für Dritte, jeweils mit Ausnahme von erlaubnispflichtigen Geschäften nach dem KWG un
- die Forschung an und der Import, die Herstellung, der Vertrieb und die Kommerzialisierung von Produkten aus den Bereichen Pharmazie, Nahrungsergänzung, Biotechnologie, Kosmetik und Chemie.
Man ist eben Spezialist für sehr unterschiedliche Aufgabengebiete!